Jungsaueneingliederung; der Grundstein für hohe Fruchtbarkeit

 

Die Notwendigkeit, dass Jungsauen (JS) in die bestehende Herde eingegliedert werden müssen, haben in den letzten Jahren viele Ferkelerzeuger erkannt. Doch nur wenige Betriebe haben ein ausgetüfteltes System von der Anlieferung über die Impfungen, Umstallungen zur Rauschestimulation, Rauschedokumentation, Brunstsynchronisation bis zur Besamung. Viele Fachartikel beschreiben leider von dieser komplexen, ineinander verzahnten Thematik immer nur einen Teilbereich, wie z.B. die Brunstsynchronisation. Dies macht es für den Landwirt um so schwieriger, hier ein zeitlich aufeinander abgestimmtes System mit möglichst wenig Kompromissen zu entwickeln.

 

Jungsaueneingliederungsfahrplan

Für eine Jungsaueneingliederung, mit und ohne Brunstsynchronisation und einem Jungsauenzukauf von zwei Altersgruppen im sechswöchigen Zukaufsintervall, sind hier beispielhaft zwei Jungsaueneingliederungsfahrpläne mit allen Maßnahmen während der Eingliederungsphase zusammengestellt. Diese Jungsaueneingliederungsfahrpläne stellen wir Ihnen auch kostenlos auf CD oder in Papierform zur Verfügung. Hiermit können Sie dann individuell das Anlieferungs­datum und das Alter der JS eintragen und Ihren eigenen zeitlichen Jungsauen­eingliederungs­fahrplan zusammenstellen.

 

Impfstrategien

Die Jungsauen werden i.d.R. immer einen Tag vor der Auslieferung gegen Parvo-/Rotlauf mit einem Kombinationsimpfstoff geimpft. Da die Impfung erst einen Tag vor der Auslieferung beim Zusammenstellen der Verkaufsgruppen erfolgt, besteht auf Kundenwunsch auch die Möglichkeit, dass wir diese Impfung nicht machen und der Kunde diese selbst, z.B. mit einer PRRS-Vakzine kombiniert (Links/Rechts) impft.  Für alle Impfungen gilt, dass sie entweder zeitgleich oder im Abstand von mindestens 2 bzw. besser 3 Wochen erfolgen sollten.
Besteht ein hoher „PRRS-Druck“ im Bestand, empfiehlt es sich, möglichst bald (ca. 2 Tage nach Ankunft) einen guten Impfschutz aufzubauen. Eine Wiederholungsimpfung nach 3 Wochen steigert erheblich die Immunität.
Ist der Bestand gering PRRS positiv und es wird nicht geimpft, so können sich die Jungsauen auch ohne Impfung über eine 6-wöchige Eingliederung immunisieren. Wem das „Risiko“ jedoch zu hoch ist, oder die Jungsauen nicht über 6 Wochen hinweg eingliedern kann, kann die Jungsauen auch einmal gegen PRRS impfen.

 

Die Jungsauen werden als Ferkel zum ersten mal Circo-Viren geimpft. Eine einmalige Busterung in der Jungsaueneingliederung empfiehlt sich, damit sich die Gebärmutterschranke sicher schließt und dadurch keine Circoviren mehr eintreten können. Circoviren können insbesondere die erste Trächtigkeit negativ beeinflussen. Eine weitere Circo-Impfung ist dann nicht mehr notwendig.

 

 

Eingliederungsstall

Die angelieferten JS müssen sich an die neue Keimflora gewöhnen. Diese Immunisierung sollte behutsam und schrittweise erfolgen. Daher sollte der Eingliederungsstall, wie schon zuvor beschrieben, auf jeden Fall im Rein-/Raus-Verfahren betrieben werden. Befindet sich die Ferkelaufzucht (hoher Keimdruck) nicht mit den Muttersauen unter einem „Dach“, ist es nicht zwingend notwendig, dass die Eingliederung an einem extra Standort vollzogen wird. Er kann als separates Abteil mit in dem Muttersauenstall integriert sein oder eventuell nachträglich, seitlich als Schleppdachkonstruktion, an das Deckzentrum angehängt werden.

 

Um ein striktes Rein-/Raus- Prinzip zu gewährleisten, wird das Eingliederungsabteil spätestens alle 6 Wochen donnerstags ausgestallt, danach gereinigt, desinfiziert und aufgeheizt, so dass freitags wieder neue JS aufgestallt werden können.

Soll der Zukaufsintervall verlängert werden und mehr als zwei Jungsauengruppen auf einmal zugekauft werden, so müssen mindestens zwei Eingliederungsabteile vorhanden sein, damit weiterhin im Rein-/Raus- Verfahren gearbeitet werden kann. Eine weitaus längere Eingliederungsphase bringt jedoch für den Gesundheitsstatus der Herde keinen Vorteil.

 

Der Eingliederungsstall sollte folgende Anforderungen erfüllen:

  • gereinigt, desinfiziert, hell, trocken und auf ca. 20°C aufgeheizt
  • ausreichend belüftet und niedrige Schadgasgehalte
  • mindestens 1,5 m2 Platz/JS
  • pro Jungsauengruppe einer Altersstufe sollten 2 Buchten vorgesehen sein
  • rutschfester Boden
  • gut zugängliche Buchten für optimalen Mensch – Tier – Kontakt

 

Immunisierung

Damit die JS sich langsam und behutsam an die neue Keimflora gewöhnen können und dabei nicht erkranken, steigert man von der Einstallung bis zur Besamung den Kontakt mit der neuen Keimflora. So findet in den ersten 10 Tagen nach Anlieferung keine aktive Immunisierung statt. Hier sollen sich die JS nur mit dem Tierbetreuer, dem Eingliederungsstall und den Impfungen auseinandersetzen. Danach kann die Intensität durch Eberkontakt, Altsauen oder auch Schlachtsauen gesteigert werden.

Zeigen sich immer mal wieder Eingliederungsbedingte Probleme, wie z.B. schlechtes Fressverhalten noch nach 1 Woche, Husten der Jungsauen nach i.d.R. 2-5 Tagen nach der Anlieferung, Zitterferkel oder auch Ferkelruß bei Jungsauenwürfen usw., macht es auch Sinn die Jungsauen in der Eingliederung metaphylaktisch mit z.B. Chlortetracyclin (CTC) oder Pulmodox (Breitbandantibiotika) zu behandeln und damit den Immunitätsaufbau zu erleichtern. Jungsauen sollen sich immunisieren, aber nicht krank werden. Weiterhin kann es auch sinnvoll sein, Kot aus dem Abferkelbereich von Sauen aus der ersten Abferkelwoche zu nehmen und diesen dann den Jungsauen in die Bucht schmeißen. Gerade im Abferkelbereich sind Keime (z.B. Coli, Clostrieden, Streptokokken usw.), die sonst im normalen Betrieb nur wenig vorhanden sind. Insbesondere durch diese Maßnahme können Stressfaktoren bei Erstlingsgeburten verringert werden. Die Jungsauen haben dann auch hier schon gewisse „Vorinformationen“ von dieser Keimflora und werden wesentlich leichter damit fertig.

 

Die Buchten sollten gut zugänglich sein und am besten sollte der „Jungsaueneingliederungs­fahrplan“ und die Eingliederungs­dokumentationen  (PSV-Qualipass) an der, der Buchtentür gegenüberliegenden Wand, aufgehängt und ausgefüllt werden. Somit zwingt man sich selber in die Bucht hinein­zugehen, und bekommt dadurch den so wichtigen Mensch – Tier – Kontakt, gemäß der Regel: „Zutrauliche Jungsauen sind fruchtbarer als ängstliche“

 

Rauschestimulation und -dokumentation

Während der Eingliederungsphase müssen die JS- Buchten täglich betreten und alle Rauschesymptome und Maßnahmen wie Impfungen, Behandlungen, Umstallungen, Eberkontakte usw. peinlichst genau dokumentiert werden. Die Transportrausche muss nicht zwingend eintreten und kann unter Umständen erst innerhalb der nächsten Wochen beobachtet werden. Um die Rausche zu fördern, sollte man die JS einer Altersgruppe nach 3 Wochen umgruppieren und in eine andere Bucht umstallen. Daher ist es sinnvoll, wie oben beschrieben, pro JS-Gruppe einer Altersstufe mindestens zwei Buchten vorzusehen. 

 

Weiterhin sollte zusätzlich der Eber zweimal täglich ca. 20 Minuten in einer separaten Kontaktbucht oder zu mindestens im Gang vor den Buchten fixiert werden.

Die Dokumentation der JS- Rausche ist auch für alle weiteren Belegungen sehr interessant, da man festgestellt hat, dass eine Sau ihr Rauscheverhalten i.d.R. ihr Leben lang beibehält. So ist beispielsweise eine früh rauschende Sau auch bei dem nächsten Rauschetermin voraussichtlich sehr früh dran. So kann der Betreuer dieser Sau anfänglich mehr Beachtung schenken.

 

Brunstsynchronisation

Die Brunstsynchronisation von JS hat u.a. durch die vielfache Umstellung auf den Mehrwochenrhythmus in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Nach Angaben von „International Pig Topics“ werden in Deutschland über ein Drittel der JS mit Hilfe der Brunstsynchronisation durch Regumate® in die gruppenweise Bewirtschaftung der Sauenherde eingeschleust.

 

Belegungszeitpunkt

Unter Berücksichtigung des richtigen Alters von mind. 220 Tagen und mind. 130 kg Gewicht, ist der früheste Belegungszeitpunkt in der zweiten Brunst. Vorher sind die Genitalorgane der JS noch nicht voll ausgebildet, so dass bei einer Befruchtung mit der ersten Rausche keine vollen Fruchtbarkeitsleistungen zu erwarten sind. Somit ist auch bei der Brunst­synchronisation darauf zu achten, dass die JS vor Beginn der Regumategabe auf jeden Fall schon einmal gerauscht haben.

 

Regumategabe

Für die exakte Verabreichung der Regumate® sind entweder Kastenstände notwendig oder die Regumate® wird relativ aufwendig über eine Medikamentenspritze mit Schlauchverlängerung (z.B. abgeschnittene Besamungspipette) den JS direkt ins Maul gespritzt. Wie in dem Jungsaueneingliederungsfahrplan dargestellt, werden daher die JS nach drei Wochen Verweildauer im Eingliederungsstall ins Deckzentrum umgestallt.

Bei der Brunstsynchronisation ist es besonders wichtig, dass die Mengendosierung pro Tier und Tag und die Verabreichungszeiten exakt eingehalten werden. Laut Herstellerangaben müssen täglich 5 ml (= 20 mg Altrenogest) Regumate® über einen Zeitraum von 18 Tagen verabreicht werden. Mehrjährige, umfangreiche wissenschaftliche Studien ergaben, dass für eine sichere Zyklusblockade mindestens 15 mg Altrenogest erforderlich sind und dass die zu blockierenden Gelbkörper beim Schwein eine Lebensdauer von 15 (± 2) Tagen haben. Somit würde bei Gewährleistung einer exakten Verabreichung von 4 ml Regumate® (= 16 mg Altrenogest) über 17 Tage hinweg eine vollständig ausreichende Zyklusblockade stattfinden. Ist zu befürchten, dass bei der Dosierung wie auch bei der Aufnahme durch die JS geringe Verluste entstehen, ist sicherheitshalber eine Dosis von 5 ml Regumate® einzuhalten.

 

PMSG- Gabe

Nach dem Ende der Zyklusblockade wird das Follikelwachstum an den Eierstöcken durch ein PMSG-Präparat stimuliert. Nach Untersuchungen von Frau Prof. Schnurrbusch ist der bisher empfohlene Abstand zwischen letzter Regumategabe und PMSG-Gabe von 24 Stunden zu kurz. So hält anscheinend die Eierstockstätigkeit hemmende Wirkung durch Regumate® länger als 24 Stunden an, so dass sich die stimulierende Wirkung von PMSG hiermit überschneidet. In den umfangreichen Praxisversuchen wurden 40 – 42 Stunden zwischen letzter Regumategabe und PMSG-Gabe als optimal heraus gestellt.

 

Um dieses praktikabel zu gestalten, sollte Regumate® 17 Tage lang von montags bis mittwochs täglich um 13 Uhr (nach dem Mittagessen) und die PMSG-Gabe an dem darauffolgenden Freitag um 7 Uhr verabreicht werden. Die duldungsorientierte Besamung kann dann ab dem darauffolgenden Montag durchgeführt werden.

Wer die Regumate® nicht Nachmittags um 13 Uhr verabreichen kann, sollte die Regumate® über 17 Tage von montags bis mittwochs immer Vormittags um 8 Uhr geben und die PMSG-Gabe an dem darauffolgenden Donnerstag um 20 Uhr geben. Somit werden zumindest 36 Stunden eingehalten.

 

Terminorientierte Besamung

Bei der terminorientierten Besamung werden 79 Stunden nach der PMSG-Gabe (Mo. 14 Uhr) entweder 500 I.E. HCG oder 50 µg Depherelin verabreicht, so dass die terminorientierte erste Besamung (KB 1) 24 Stunden danach (Di. 14 Uhr) und die zweite Besamung (KB 2) 12 – 16 Stunden nach der ersten Besamung (Mi. 5 - 6 Uhr) stattfinden kann. Bei JS mit langer Rausche kann nach ca. 6 – 8 Stunden noch eine dritte (KB 3) Besamung durchgeführt werden.

 

Optimierte Fütterung in der Eingliederungsphase

Die Fütterung sollte so ausgelegt sein, dass in der Eingliederungsphase für eine hohe Fruchtbarkeit ausreichend Rückenspeck gebildet und zudem das Immunsystem für die erhöhte Stresssituation unterstützt wird.

Die Rückenspeckauflage dient vornehmlich als Energiequelle bzw. Energiereserve in der Säugephase. Sie ist aber auch ein wichtiger Speicher für fettlösliche Vitamine und körpereigene Geschlechtshormone und dient zusätzlich der Wärmeisolierung.

Zum Zeitpunkt der Auslieferung mit ca. 180 bis 200 Lebenstagen haben die JS nur eine geringe Rückenspeckdicke (RSD) von ca. 10 – 12 mm. Für die Bildung einer guten Rückenspeckdicke von insgesamt 15 – 16 mm ist ein energiereiches Futter mit einem Energie : Lysin- Verhältnis von maximal 1 : 0,55 notwendig. Kann kein extra Eingliederungsfutter zusammengestellt werden, ist ein Trächtigkeitsfutter mit ca. 12,2 MJ/kg und einer täglichen manuellen Vitaminzufuhr besser als ein Säugefutter.

Das Immunsystem kann durch eine Erhöhung der Vitaminversorgung wesentlich verbessert werden. Dies gilt insbesondere für die Vitamine A (ca. 15.000 I.E./kg), E (ca. 150 mg/kg) und C (ca. 200 mg/kg).

 

Abschließend bleibt festzuhalten, dass es bei dieser komplexen und ineinander verzahnten Thematik auf ein sehr genaues Arbeiten mit System ankommt. Daher sollten Sie bei jeder neuen Jungsauenlieferung einen exakten "Fahrplan" erstellen. Bei einem sechswöchigen Jungsauenzukaufsintervall bieten die vorgestellten Jungsaueneingliederungsfahrpläne - mit und ohne Regumate® - eine optimale Übersicht.

 

LK

 

Auf der linken Registerseite finden Sie im Untermenü "Kundendownloads mit Passwort" vorgefertigte Excelltabellen zur Jungsaueneingliederung mit Regumate. Das Passwort ist unsere HIT-Meldenummer und steht auf jedem unserer Lieferscheine und auch Qualipässe.